lamu stadt

Im Nordosten Kenias versteckt sich ein wahres Juwel, das vom großen Tourismus bisher unberührt blieb. Die Insel Lamu, Teil des Lamu Archipels, im immer mindestens 25 Grad warmen Indischen Ozean.

Ob Du mit dem Bus aus Mombasa oder Malindi kommst, oder auf dem kleinen Flughafen auf der Nachbarinsel Manda landest – die Reise nach Lamu startet mit einer Bootsfahrt. Denn Boote sind – neben Eseln – die Hauptverkehrsmittel der Insel und der mittelalterlichen Altstadt von Lamu.

Die Landung erfolgt an der von Menschen, Eseln und diversesten Lasten wimmelnden Hauptmole, wo sich sofort die ortsansässigen „Kapitäne“ und „Reiseleiter“ um die neu angekommenen Gäste kümmern. Wer noch kein Zimmer reserviert hat, wird – dem Geldbeutel entsprechend – in ein preiswertes Gästehaus oder in eine 5-Sterne Luxusherberge verfrachtet.

eseln in lamu

Doch halt! Direkt am Bootsanleger befindet sich eine Adresse, die Du Dir merken solltest. Das „Mangrove Café“ lädt zu einer Erfrischung mit seinen unvergleichlichen frisch gepressten Säften ein. Mango, Ananas, Papaya, Karotten, Avocado, Rote Beete, Passionsfrucht, Kokosnuss und jede erdenkliche Mischung davon. Außerdem ist es der perfekte Platz zum Frühstücken. Das wissen auch die Honoratioren der Insel, die sich regelmäßig am Morgen im strahlend weißen Kanzu (dem islamischen Männergewand) zu Tee, kleinen Leckereien und der Besprechung der wichtigsten Ereignisse einfinden. Auch Abends bietet das Mangrove allerlei Köstlichkeiten, die teilweise vor Deinen Augen zubereitet werden. Köstlich marinierte Fleischspieße und die so genannt Suaheli Pizza, bestehend aus gewürztem Hackfleisch mit Zwiebel und Ei, in einen ganz speziellen Teig verpackt, braten auf dem Holzkohlengrill vor der Tür.

Sobald das Gepäck verstaut ist, geht es auf die erste Entdeckungstour. Die Insel Lamu wird weitgehend von Muslimen bewohnt, die sich schon seit Jahrhunderten mit Handel, Seefahrt und Kunsthandwerk beschäftigen. Das Motto ist, sich treiben lassen. Gleich hinter der geschäftigen Hektik der Seafront liegt die Hauptstraße mit allerlei kleinen Geschäften. Davon abzweigend ziehen sich die engen Gassen der mittelalterlichen Stadt die Dünen hoch. Verschleierte Frauen in ihrer schwarzen Tracht – Bui-Bui genannt, Schulkinder in bunten Uniformen und immer wieder mal der Ruf „Punda“. Dann heißt es schnell wegspringen, denn gleich prescht eine ganze Eselstruppe um irgendeine Ecke.

lamu altstadt

Die Altstadt, die älteste Siedlung Ostafrikas, wurde 2001 zum UNESCO Welterbe erklärt. Hohe, eng stehende Häuser mit aufwändig geschnitzten Türen erlauben so manchen flüchtigen Blick auf liebevoll begrünte Innenhöfe und verwinkeltes Treppenwerk. Wer sich für den genauen Aufbau dieser meist aus dem 17. Jahrhundert stammenden Häuser interessiert, sollte dem Suaheli House Museum einen Besuch abstatten und herausfinden, warum sich neben der Haustür traditionellerweise eine extra Nische befindet.

Vielleicht hast Du das Glück in einem Gästehaus zu wohnen, das in einem der alten Häuser untergebracht ist. Etwa im höchsten Haus von Lamu Town, dem Pole Pole Guest House. Etwas heruntergekommen, aber mit dem abbröckelnden Charme eines mittelalterlichen Hauses ausgestattet. Von der Dachterrasse aus genießt Du die spektakuläre Aussicht auf den Indischen Ozean, der meist mit traditionellen Segelbooten, den Dhows, und anderen Booten gesprenkelt ist. „Pole pole“ wirst Du in Lamu öfter hören. Es bedeutet „nur mit der Ruhe“ und ist Ausdruck der Lebensphilosophie der kenianischen Küstenbewohner.

 

Und wo ist der Strand? Der befindet sich beim nächsten Dorf, Shela. Dafür ist er mehr als zehn Kilometer lang und praktisch unberührt. Der dunkelblaue Kanal zwischen Lamu und Manda Island zur Linken, Sanddünen mit dünner grüner Vegetation zur Rechten. Wie man da hin kommt? Wie immer in Lamu: zu Fuß, auf einem Esel oder mit dem Boot. Der Spaziergang am Meer entlang dauert etwa 20 Minuten und führt an einigen prächtigen Villen vorbei. Shela selbst hat sich zu einem geheimen Celebrity Hideout entwickelt und es ist durchaus möglich, dass auf Petleys Terrasse am Nebentisch ein Supermodel seinen Sundowner schlürft.

In den letzten Jahren hat sich die Insel Lamu zunehmend einen Ruf als Festivalinsel erworben. Schon immer zog es gläubige Muslime zum Ende des Fastenmonats Ramadan nach Lamu Town um dort die Festtage zu verbringen. Auch Maulidi, der Geburtstag des Propheten Mohammed, war immer eine große Sache. Mittlerweile haben sich diese Festivitäten zu internationalen Ereignissen gemausert. Hier, sowie beim alljährlichen Lamu Cultural Festival im November stehen Dhow- und Eselsrennen auf dem Programm, während die alten Männer mit ihren traditionellen Instrumenten durch die engen Gassen ziehen. Künstler treffen sich zum Art Festival im Februar, wer Tiefenentspannung sucht, kommt zum Jogafestival im März und die Freunde des guten Essens sind mit dem Lamu Foodfestival im April kulinarisch bestens beraten. Doch wie immer gilt „pole pole“.

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