Etwa 40 km nördlich von Malindi befindet sich ein noch weitgehend unbekanntes Juwel unter den Sehenswürdigkeiten der kenianischen Küste – die Marafa Depression, bekannt auch unter dem Namen Hell’s Kitchen.
Ein paar Kilometer nach der kleinen Küstenstadt Malindi mündet der lehmig rote Galana Fluss in den Indischen Ozean. Danach wird der Verkehr entspannter. Keine Matatus, die berühmt berüchtigten Kleinbusse die in Kenia als öffentliche Verkehrsmittel dienen, die um die besten Plätze konkurrieren, kaum Uralt-LKWs die hoch be- und überladen an unübersichtlichen Stellen überholen, weil sie gerade mal so schön in Schwung sind.
Endlich Zeit und Muße, sich auf die Schönheit und Urtümlichkeit der Landschaft zu konzentrieren. Palmenhaine, grüne Maisfelder, Mango- und Cashewnussplantagen, gesprenkelt mit majestätischen Baobab Bäumen und vereinzelten Häuschen, die – wegen des Klimas – meist unter einem großen Baum stehen. Oft ist das ein Niembaum, gleichzeitig die Hausapotheke der Küstenbewohner. Die verschiedenen Teile des Baums heilen mehr als 40 Krankheiten. Die Häuser sind aus Korallenstein oder roter Lehmerde gebaut und mit Palmblättern gedeckt. Kinder spielen am Straßenrand, wo es kleine Stände gibt, an denen frisch geerntete Ananas und Wassermelonen verkauft werden. Unbedingt zugreifen!
Vor dem Ort Mambrui beginnen rechts der Straße die Salzgewinnungsanlagen mit ihren rechteckigen Auffangbecken und weiße, glitzernde Salzberge ragen am Horizont in die Höhe. In Mambrui biegst Du von der relativ gut ausgebauten Küstenstraße, die nach Mkowe, dem Bootsanleger von Lamu führt, links ab. Weiter geht es zirka 20 Kilometer auf Naturstraßen durch eine sanft hügelige sattgrüne Landschaft bestückt mit beeindruckenden Baumriesen.
Marafas Hells Kitchen
Der Ort selbst ist wenig beeindruckend, doch der Anblick der nur etwa 500 Meter entfernten Hell’s Kitchen macht jede eventuell aufkommende Enttäuschung wett. Ein kleiner Grand Canyon, strahlend in allen Rot- und Orangetönen der Erde, durchzogen von weißen Adern, unterbricht den umliegenden Urwald wie eine Wunde. Der Hell’s Kitchen Sandstein Canyon, verdankt sein Entstehen den meteorologischen Bedingungen, die über Jahrtausende ihre Zeichen in den weichen Sandstein gegraben haben.
Die beste Zeit für einen Besuch ist der späte Nachmittag, wenn die verschiedenen Farben im Licht der untergehenden Sonne glühen. Trotz des Verschwindens der Sonne macht die Marafa Depression ihrem Namen alle Ehre, denn… es ist heiß. Sehr heiß. Aus diesem Grund entscheiden sich manche Besucher, das Schauspiel nur von oben zu betrachten. Hitzefeste Reisende nehmen die Herausforderung an und wandern, begleitet von einem Führer, zirka 80 Meter in die Schlucht hinunter und befinden sich dort beinahe wieder auf Meereshöhe.
Der Guide hat natürlich auch allerlei Geschichten über die Entstehung von Hell’s Kitchen auf Lager, die nichts mit Wind und Wetter zu tun haben. Eine Geschichte berichtet von einer unermesslich reichen Familie, die so sehr im Überfluss schwelgte, dass sie sogar in ihrer wertvollen Kuhmilch gebadet haben. Darüber war der örtliche Gott so erzürnt, dass er die Erde unter dem Anwesen der Familie geöffnet hat. Was übrig blieb war eine felsige Schlucht in Rot und Weiß: Weiß von der verschwendeten Milch, rot vom vergossenen Blut.
Der Rundgang dauert etwa 1 ½ Stunden und das sich bietende Farbenspiel scheint ständig in Bewegung zu sein. Doch auch das mag an der Hitze liegen. Also unbedingt eine Wasserflasche mitnehmen. Mit ihren Schluchten und bis zu 30 Meter hohen Kaminen sieht die Depression von unten viel größer und eindrucksvoller aus, als vom Rand aus betrachtet.
Die Sonne geht in einem phantastischen Farbenfurioso direkt über Hell’s Kitchen unter und hüllt die gesamte Umgebung in ein magisches Licht. Wer sich entscheidet über Nacht zu bleiben, den erwartet ein einmaliges nächtliches Schauspiel – der unbeschreibliche Sternenhimmel, denn durch die trockene Luft in Marafa zeigt sich die Milchstraße von ihrer Schokoladenseite. Wer mit dem Zelt unterwegs ist, kann es direkt am Abhang aufbauen. Obwohl dies kein offizieller Zeltplatz ist, wird die Erlaubnis ohne Probleme erteilt und gibt es gibt sogar Dusche und Toilette.
Die Nacht ist absolut lautlos, allerhöchstens unterbrochen durch den kichernden Laut eines Buschbabys. Um etwa 6 Uhr früh wecken Dich die verschiedensten Vogelstimmen. Genau zur richtigen Zeit um den spektakulären Sonnenaufgang an der Hell’s Kitchen zu bestaunen. Am Morgen hüllt sich die Marafa Depression nämlich in alle nur vorstellbaren Rosa- und Pinktöne.
Der Sonnenaufgang ist wirklich spektakulär, kann ich bestätigen! :)